Seit wann gibt es Strom?
Viele Verbraucher merken oft erst bei einem Stromausfall, wie abhängig sie von elektrischer Energie sind. Schließlich gilt es heute als Selbstverständlichkeit, dass Strom jederzeit verfügbar ist. Das war allerdings nicht immer so. Seit wann gibt es Strom eigentlich?
- Ein geschichtlicher Abriss
- Der Kampf zwischen Gleich- und Wechselstrom
- Seit wann gibt es Strom aus der Steckdose für Haushalte?
- Strom in Deutschland
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Elektrischer Strom ist ein Naturphänomen, das es bereits seit Urzeiten gibt.
- Als wichtige Meilensteine für die Elektrifizierung gelten unter anderem Erfindungen wie die Batterie, die Dynamomaschine und der Transformator.
- Während die ersten Stromnetze auf Gleichstrom basierten, setzte sich später Wechselstrom durch, da dieser sich besser über weite Distanzen transportieren lässt.
- In Deutschland begann die Elektrifizierung in den 1880er Jahren mit der Straßenbeleuchtung.
Seit wann gibt es Strom? Ein geschichtlicher Abriss
Elektrischer Strom ist wie der Magnetismus und die Schwerkraft ein Naturphänomen, das schon lange vor der Menschheit existiert hat. Daher muss die Frage eher lauten, seit wann Menschen Strom zu ihren Gunsten nutzen können. Bereits in der Antike beobachteten verschiedene Gelehrte Ereignisse, die durch Elektrizität verursacht wurden. Der Grieche Thales von Milet stellte im 6. Jahrhundert vor Christus beispielsweise fest, dass Bernstein andere Körper anzieht, nachdem er diesen an einem trockenen Fell rieb. Bis zur Elektrifizierung des Alltags sollten jedoch noch über zwei Jahrtausende vergehen. Wichtige Meilensteine auf dem Weg dahin veranschaulicht die nachfolgende Liste:
- 1672: Der deutsche Physiker Otto von Guericke erfindet eine Maschine, mit der sich elektrische Ladungen erzeugen lassen, die sich durch ein Leuchten zeigen. Die Konstruktion gilt offiziell als erster Generator.
- 1752: Benjamin Franklin weist durch sein bekanntes Experiment mit Drachen nach, dass auch Blitze auf Elektrizität zurückgehen.
- 1772: Der Italiener Allessandro Volta konstruiert die erste Batterie, die mithilfe einer chemischen Reaktion Strom erzeugt. Aufgrund seiner bahnbrechenden Erfindung ist der Physiker Namensgeber für die Einheit zur Erfassung der elektrischen Spannung (Volt).
- 1820: André Marie Ampère entdeckt den Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus. Auch sein Nachname findet für eine Maßeinheit – die Stromstärke – Verwendung.
- 1866: Werner von Siemens lässt sich die von ihm entwickelte Dynamomaschine patentieren, die die Grundlage für den späteren Elektromotor darstellt. Dieser trägt wesentlich zur Verdrängung von Gasmotoren, der Dampfmaschine und weiteren Antriebsformen bei.
- 1878: Joseph Wilson Swan erfindet die Kohlefadenlampe, mit der elektrisches Licht erstmals auch Wohnhäuser erreicht. In den USA gelingt dem Erfinder und Unternehmer Thomas Edison im Herbst 1879 eine ähnliche Erfindung.
Der Stromkrieg: Der Kampf zwischen Gleich- und Wechselstrom
Die durch die industrielle Revolution vorangetriebene Elektrifizierung startete mit der Straßenbeleuchtung. Allerdings gab es damals lediglich regionale Netze, die auf Gleichstrom basierten. Erst die Erfindung des Transformators im Jahr 1881 ermöglichte es, Strom mittels Hochspannungsleitungen effizient über längere Distanzen zu transportieren. Infolgedessen entstand ein Konkurrenzkampf zwischen Edison – der Gleichstromnetze betrieb – und dem Unternehmer George Westinghouse, der auf Wechselstrom setzte. Obwohl Edison immer wieder versuchte, Wechselstrom als gefährlich zu brandmarken, ließ sich Westinghouse nicht unterkriegen.
Die Entscheidung in diesem Tauziehen fiel im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Als Meilenstein für den Wechselstrom erwies sich die Drehstromübertragung über 176 Kilometer zwischen Lauffen und Frankfurt, die 1881 anlässlich der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main stattfand. 1893 erhielt Westinghouse den Auftrag, die Weltausstellung in Chicago mit Strom zu versorgen. Endgültig durchsetzen konnte sich der Wechselstrom 1896, als der Anschluss Buffalos an das Stromnetz erfolgte.
Seit wann gibt es Strom aus der Steckdose für Haushalte?
Durch die Erfindung der ersten Glühbirnen Anfang der 1880er Jahre hielt die Elektrizität ihren Einzug in Haushalte. Den ersten Stromstecker in den USA ließ der Unternehmer Harvey Hubbell II 1904 patentieren. In Deutschland kamen Steckdosen in den mit Strom versorgten Haushalten anfangs kaum zum Einsatz. Dies begründet sich damit, dass Elektrizität damals zunächst für die Beleuchtung verwendet wurde. Das erste Elektro-Haushaltsgerät – ein Bügeleisen – bot beispielsweise die Möglichkeit, die Stromleitung der Lampe zu nutzen. Dazu war es lediglich notwendig, die Glühbirne aus der Fassung zu nehmen und den Steckanschluss des Bügeleisens darin zu befestigen.
Seit wann gibt es Strom in Deutschland?
Auch in Deutschland begann die Elektrifizierung in den 1880ern. Im Jahr 1882 nahm Berlin zwischen der Leipziger Straße und dem Potsdamer Platz 36 elektrische Bogenlampen in Betrieb. Die Vorteile der neuen Beleuchtung bestanden vor allem darin, dass das Licht heller und die Technologie sicherer war. Daher setzte sich die elektrische Straßenbeleuchtung relativ schnell durch. Im folgenden Jahrzehnt weitete sich die Elektrifizierung auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens aus – etwa auf Straßenbahnen. Da die Strompreise in der Anfangszeit sehr hoch ausfielen, konnten im Privatbereich nur wohlhabende Bürger von dem neuen Komfort profitieren. 1910 hatten beispielsweise lediglich 3,5 Prozent aller Berliner Haushalte Zugang zu Strom. Zum weiträumigen Anschluss von Wohngebäuden an das Stromnetz kam es erst in den Goldenen Zwanzigern.
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