Prepaid-Stromzähler
Seit 2012 haben Energieunternehmen damit begonnen, Prepaid-Stromzähler in ihr Angebot aufzunehmen. Verbraucher beziehen dann Strom, den sie bereits im Voraus bezahlt haben. Verschiedene politische Parteien wollen die Stromzähler gezielt für finanzschwache Personengruppen fördern. Mehrere Umweltverbände sowie sozial engagierte Gruppen sprechen sich jedoch gegen die Prepaid-Zähler aus. Bisher sind sie nur gering verbreitet. Laut Bundesnetzagentur waren im Jahr 2017 knapp 20.000 Vorauskasse-Systeme bundesweit installiert, was weniger als 0,04 Prozent aller Stromabnahmestellen ausmacht.
- Wie funktioniert ein Prepaid-Stromzähler?
- Vorteile der Prepaid-Stromzähler
- Nachteile der Prepaid-Stromzähler
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
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Das Wichtigste in Kürze
- Bei einem Prepaid-Stromzähler erwerben Kunden ein Guthaben im Voraus, das dann aufgebraucht und immer wieder aufgeladen werden kann.
- Prepaid-Stromzähler können je nach Modell mit Münzen, Chipkarten, Codes, Schlüsseln oder per Funk aktiviert werden.
- Vorteile: Anpassung an finanzielle Situation, keine Energieschulden, Preiskontrolle, saubere Abrechnung bei Wohnungswechsel
- Nachteile: Kein oder wenig Strom bei fehlendem Guthaben, Stromanbieterwechsel ist mit dem Prepaid-Stromzähler schwieriger
Wie funktioniert ein Prepaid-Stromzähler?
Aus dem Englischen übersetzt bedeutet "prepaid" wörtlich "vorausgezahlt". Das Wort wird im Deutschen mit "Guthaben" gleichgesetzt. Bei einem Prepaid-Stromzähler erwerben Kunden eine Karte mit einem bestimmten Guthaben – genau wie bei einem Prepaid-Tarif fürs Smartphone. Je nach Prepaid-Anbieter wird dieses Guthaben durch Eingabe eines Codes, das Einstecken einer Karte oder per Funk auf den Zähler übertragen. Der Haushalt wird anschließend mit Energie versorgt, bis das Guthaben aufgebraucht ist. Kunden zahlen also im Voraus.
Die heutigen Prepaid-Stromzähler haben eine lange Geschichte. Bereits vor über 100 Jahren wurden Kassier- beziehungsweise Münzzähler verwendet. Auch heute noch werden viele Prepaid-Stromzähler mit Münzen bezahlt. Neuere Modelle nutzen Chipkarten oder bieten die Bezahlung online an. Das ist heute auch per App möglich. Allerdings bindet der Prepaid-Stromzähler die Verbraucher eng an den jeweiligen Stromanbieter und es wird schwieriger, zu einem günstigeren Versorger zu wechseln. Einfacher ist es, mit einem Stromvergleich günstige Stromtarife zu finden, ohne regelmäßig Guthaben aufladen zu müssen.
Vorteile der Prepaid-Stromzähler
Befürworter der Prepaid-Stromzähler führen vor allem zwei große Vorteile der Geräte ins Feld. Zum einen sorgen die Zähler dafür, dass auch Kunden mit hohen Schulden, die ihre Stromrechnung lange nicht bezahlen konnten, wieder mit Energie versorgt werden können. Manche Anbieter regeln das so, dass sie den Strompreis für den Kunden leicht anheben, bis seine Schulden durch diesen Zusatzbetrag abgebaut sind. Da das Guthaben auch um kleinere Beträge aufgefüllt werden kann, würden sie damit finanziell weniger überfordert als mit einer monatlichen Rechnung in dreistelliger Höhe. Sozial Schwächere könnten sich genau so viel Guthaben kaufen, wie es ihre finanzielle Situation erlaube.
Als Vorteil Nummer zwei wird die Preiskontrolle angeführt, welche die Prepaid-Stromzähler ermöglichen. Vereinfacht gesagt: Durch den Kauf des Guthabens ist sichergestellt, dass Kunden keinesfalls mehr Strom verbrauchen als sie auch bezahlt haben. Mit dem Wegfall der Stromsperren müssen die Kunden auch deren Kosten nicht mehr tragen, die im dreistelligen Bereich liegen können. Zudem hat der Kunde eine Preisgarantie für die Zeit des Guthabens.
Weitere Vorteile, die oft genannt werden, sind vor allem technischer Natur. Bei einem Wohnungswechsel oder Untervermietung ist zum Beispiel eine saubere Abrechnung ohne Probleme möglich. Moderne Prepaid-Stromzähler bieten darüber hinaus die Möglichkeit, den Stromverbrauch und das aktuelle Guthaben per App im Blick zu behalten. Sie tragen damit dazu bei, den Stromverbrauch transparenter zu machen.
Nachteile der Prepaid-Stromzähler
Der erste Nachteil liegt auf der Hand: Um nicht im Dunkeln sitzen zu müssen, wenn das Guthaben aufgebraucht ist, müssen Kunden ihren Stromverbrauch ständig überprüfen und rechtzeitig neues Guthaben besorgen. Doch es gibt bislang nur wenige Verkaufsstellen für die Guthabenkarten, die zudem nicht sonderlich transparent ausgeschrieben sind. Eine Online-Aufladung ist die unkompliziertere Alternative, sie wird jedoch nicht von jedem Versorger angeboten. Wer außerdem das Guthaben nicht rechtzeitig auffüllt, kann unter Umständen ohne Strom nicht mehr auf das Internet zugreifen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Geräte insbesondere arme Menschen in ein schlechtes Licht rücken könnten. Politisch beabsichtigt ist, dass die Stromzähler den Menschen beim Energie sparen helfen sollen. Die implizierte Annahme, dass wirtschaftlich schwache Personen unnötigerweise zu viel Energie verbrauchen, stößt jedoch auf berechtigte Kritik. So hat das Wuppertal Institut beispielsweise festgestellt, dass ärmere Bevölkerungsschichten objektiv weniger Energie verbrauchen als wohlhabendere Stromkunden. Dies sei allerdings nicht sichtbar, weil Sozialbauten oft nicht über moderne, effiziente Hausanlagen verfügen. Die Zähler können also kaum beim Stromsparen helfen, wenn die vorhandene Technik dies nicht unterstützt.
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